Am 6. Juli 2012 veröffentlichte die Frankfurter Rundschau online einen Artikel von Karl-Heinz Karisch, der die Diskussion über den neuen pränatalen Bluttest von einer anderen Seite beleuchtet. Laut Karisch führe der CDU-Politiker Hubert Hüppe seit Jahren einen Glaubenskrieg gegen Abtreibung und das Selbstbestimmungsrecht von Frauen. Das Zitat Hüppes der „Rasterfahndung nach Menschen mit Down-Syndrom“ weise bereits in eine bestimmte Richtung. Professor Klaus F. Gärditz habe zudem mit seinem Gutachten falsch gelegen, so Karisch. Der Bluttest auf Trisomie 21 sei nicht illegal, da Gärditz Medizin mit Heilung gleichsetze, im Gesetz allerdings keine Rede davon sei. Solche Tests seien nicht nur erlaubt, sondern direkt mit der ärztlichen Verpflichtung verknüpft, betroffene Frauen auf einer Schwangerschaftskonfliktberatung hinzuweisen und damit auf die Möglichkeit einer Abtreibung.
In der Tat gibt es beim Praena Test zwei Seiten. Die eine Seite ist sicherlich, Frauen einen risikoarmen Test zu ermöglichen, der anders als Fruchtwasseruntersuchungen, das Leben und die Gesundheit des Ungeborenen nicht direkt gefährdet. Die andere Seite ist das langfristige Ergebnis einer solchen Möglichkeit. Die Fruchtwasseruntersuchung findet in der Regel zwischen der 15. und 18. Schwangerschaftswoche statt. Die Eltern warten bis zu drei Wochen auf ein bis zu 99 Prozent sicheres Ergebnis im Falle eines auffälligen Befundes. Bereits jetzt werden über 90 Prozent der ungeborenen Kinder, bei denen per Untersuchung ein Down-Syndrom diagnostiziert wird, abgetrieben. Dies bedeutet einen Spätabort, der zugelassen wird, wenn das seelische oder körperliche Wohl der Mutter gefährdet ist. Nun werden Befürchtungen laut, durch den neuen Test würden eventuell noch mehr Kinder mit Down-Syndrom abgetrieben.
Dem aktuellen Aspekten von Fruchtwasseruntersuchengen und Abtreibungen steht nun der Praena Test gegenüber, der laut Befürchtungen seiner Kritiker, von vielen Müttern, die eine Fruchtwasseruntersuchung aus Gründen der Risiken ablehnen, angenommen werden könnte. Gerade in einer Zeit, in der sich immer mehr Frauen für eine späte Schwangerschaft entscheiden, wird die Frage nach sicheren Untersuchungsmöglichkeiten größer. Frauen ab 35 entscheiden sich häufiger für spezielle Untersuchungen als jüngere Schwangere. Heute gibt es immer mehr Schwangere und Erstgebärende, die bereits mitte Vierzig sind.
Der Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery sagte gegenüber der Rheinischen Post: „Wir haben uns in der Vergangenheit für die Pänatal-Diagnostik entschieden und dies lässt sich nun nicht einfach rückgängig machen.“ Es sei besser den Bluttest anzuwenden, als auf gefährliche Fruchtwasseruntersuchungen zu bestehen, so Montgomery. Einen weiteren Aspekt gibt es beim neuen Test allerdings zu beachten, der zwar angesichts ethischer Fragen klein wird, aber die elterliche Entscheidung mit beeinflussen wird: Die aktuelle Diskussion zum Praena Test des Unternehmes LifeCodexx lässt meistens außen vor, dass dieser Test im Gegensatz zur Fruchtwasseruntersuchung nicht von den Krankenkassen übernommen wird. Die vermutlich rund 1.200 Euro müssen werdende Eltern, wenn der Test letztendlich auf den Markt kommen sollte, aus eigener Tasche zahlen.
Foto: www.barrierefrei-netz, Markus Lenk
Datum: 12.07.2012
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